Studien
Extremsportarten für Diabetiker ein Nein?
Tauchkurs für mit Insulin behandelte Diabetiker
U. Thurm, T. Zeller, E. Hülshoff, E. Wolf, T.
Koslowski, R. Landgraf,
Klinikum Innenstadt, Universitätsklinik München
Seit Jahren besteht ein undifferenziert verhängtes Tauchverbot
für Diabetiker wobei fundierte Daten für diese Restriktion fehlen.
Deshalb wurde 1995 der weltweit erste wissenschaftlich begleitete
Tauchkurs in Papua Neuguinea durchgeführt. Mit 9 gut trainierten
und geschulten Typ-1-Diabetikern (D) (5 w, 4 m, Alter 38 ± 8 Jahre
und Diabetesdauer 14 ± 11 Jahre ) und 5 gematchten Nichtdiabetikern
(ND) (1 w, 4 m, Alter 36 ± 6 Jahre) wurde im folgenden Jahr eine
Anschlußstudie am Roten Meer organisiert, in der die noch offenen
Fragen über Dehydrierung und Stabilität des Elektrolythaushaltes
(Kalium, Natrium) bei mindestens drei Tauchgängen pro Tag geklärt
werden sollten.
Ausschlußkriterien waren diabetische Folgeschäden, Suchtprobleme,
schwere Hypoglykämien und HbA1c < 6.0 + > 8,5 %. Vor und nach
jedem Tauchgang (45 - 75 Min.) wurden Blutglucose, Hämatokrit,
Blutdruck, Puls und Flüssigkeitszufuhr gemessen.
Alle Therapieanpassungen wurden individuell vorgenommen und in
Anlehnung an die Blutglucosewerte 60, 30 Minuten und direkt vor
dem Tauchgang modifiziert: Reduktion der Normalinsulindosis (x
± SD) um 60% ± 25% und des Verzögerungsinsulindosis um 50 % ±
20 %.
Gleichzeitig wurde die tägliche Kohlenhydratzufuhr um bis zu 200
% ± 80 % erhöht.
Die Flüssigkeitszufuhr mußte bei D 5,0 l ± 0,5 l um 100 - 200
% im Vergleich zu ND 2,8 l ± 0,4 l erhöht werden, um die Hämatokritwerte
vor und nach den Tauchgängen (TG) zu stabilisieren, dabei nahmen
die Diabetiker während der Tauchgänge noch Flüssigkeit aus einem
speziellen Trinkgefäß (SCUDA) zu sich.
Hämatokrit: D vor TG 40 % ± 2,8 % und nach dem TG 42 % ± 2,7 %.
ND vor TG 41 % ± 2,3 % und nach TG 43 % ± 1,6 %.
Die morgens und abends gemessenen Elektrolyt-, Blutdruck-, Puls-,
Microalbuminurie-, Proteinurie- und pH-werte zeigten keinen signifikanten
Unterschied zwischen D und ND.
Die mittleren Blutglucosewerte lagen bei D vor 230 ± 37 mg/dl
und direkt nach dem Tauchgang 161 ± 24 mg/dl.
Es traten bei keinem diabetischen Taucher hypoglykämische oder
ketoazidotische Entgleisungen auf. Diese Studie hat gezeigt, daß
bei einer sorgfältigen Auswahl der Teilnehmer und einem speziell
konzipierten Tauchkurs auch insulinspritzende Diabetiker sicher
tauchen können.