Erfahrungsbericht
von Dominik Richter
oder: Mit der Pumpe im Sand
Ich heiße Dominik, bin 18 Jahre alt, 195 cm groß und wiege circa
87 kg. Seit über sechs Jahren habe ich einen Typ-1-Diabetes. Ich
gehe in die 12. Klasse des Gymnasiums und habe als Leistungskursfach
Sport. Mit dem Volleyball habe ich eigentlich erst richtig Anfang
1998 begonnen, als ich in einen Verein eingetreten bin. Mittlerweile
ist diese Sportart sehr wichtig für mich geworden und ich betreibe
sie leistungsmäßig. Dafür trainiere ich 4-5 mal die Woche in der
Halle und bestreite an den Wochenenden ca. 20 Spieltage pro Saison.
Im Sommer, wenn kein Hallentraining stattfindet, spiele ich 4-5
mal Beachvolleyball und nehme über die Saison hinweg an ungefähr
10 Wettkämpfen teil. Meinen Diabetes behandele ich mit einer Insulinpumpe,
meinen Erfahrungen nach die am besten geeignete Therapieform für
einen Leistungssportler. Anfangs nahm ich die Pumpe beim Beachvolleyballspielen
immer ab, doch für einen ganzen Turniertag lässt sich dann der Blutzucker
nicht mehr so gut regulieren. Deshalb versuchte ich es mit der Pumpe
und es ergaben sich keine Probleme. Ich musste mehrere Pflaster
testen, bis ich endlich eines fand, welches sich trotz Schweiß nicht
ablöst und trotzdem den Sand abhält. Jetzt benutze ich das durchsichtige
Tegaderm Pflaster und die Disetronic Rapid 6 mm Katheter, sie sind
am kürzesten und stören mich überhaupt nicht. Die Pumpe trage ich
dann in einer Neoprentasche in meiner mit Klettverschluss versehenen
Gesäßtasche. Den Katheter setze ich meistens an die linke Außenseite
meines Bauches, dann spüre ich ihn auch beim Hechten in den Sand
nicht ein bißchen. Ich kontrolliere vor und nach jedem Training
den aktuellen Blutzuckerwert, die genaue Abstimmung der Maßnahmen
hängt dann von diesen Werten sowie der Art der bevorstehenden Trainingsleistung
ab. In der folgenden Tabelle sind Änderungen in Bezug auf die Insulindosis
und die Kohlenhydratzufuhr in meiner Therapie aufgelistet. Sinken
die Blutzuckerwerte nach dem Training, wie die rot gekennzeichneten,
zu stark ab, habe ich sehr wahrscheinlich zu wenig Kohlenhydrate
zu mir genommen. Das alleinige Zuführen von Kohlenhydraten ohne
Reduktion der Insulindosis ist nur bei Trainingseinheiten von eher
geringer Intensität möglich. Bei einer Belastung höherer Intensität
könnte ich gar nicht soviel Kohlenhydrate zuführen, wie bei diesem
hohen Energieverlust erforderlich wären (siehe Tabelle, grün gekennzeichnet).
Die Tabelle zeigt für die einzelnen Trainingstage eine Variation
der Insulindosis zwischen 47-58 I.E., also eine Reduktion von bis
zu zwölf Einheiten. Die tägliche Gesamtmenge an Kohlenhydraten muss
wegen der Trainingsbelastung gesteigert, und in ihrer Verteilung
und Zusammensetzung über den Tag hinweg verändert werden. Zur Vorbereitung
auf eine Trainingseinheit nehme ich bis zu 15 BE in Form von Saft,
Müsliriegeln, Bananen, etc. zu mir. Für einen Leistungssportler
ist auch die Zufuhr von ausreichend Flüssigkeit sehr wichtig, um
nicht während des Wettkampfes zu dehydrieren. Ideal ist also die
Zufuhr von kohlenhydrathaltiger Flüssigkeit. Ich mische mir je nach
Belastungsintensität und -dauer immer Saftschorlen in unterschiedlichen
Mischungsverhältnissen. Die Insulinreduktion bezieht sich nicht
auf den ganzen Tag, ich reduziere nur ca. 1-2 Stunden vor dem Training
meine Basalrate um einen gewissen Anteil (siehe Tabelle). Bei einem
Leistungssportler ist es besonders wichtig, dass nach einem Training
genug gegessen wird, damit nicht durch das Auffüllen der verbrauchten
Glykogendepots in der Muskulatur eine Hypoglykämie entsteht. Um
dieser Gefahr besser vorbeugen zu können, reduziere ich meist auch
nach der Belastung die Insulindosis für einen bestimmten Zeitraum.
Bei mir ist dies allerdings nur nach sehr intensiven und langdauernden
Belastungen notwendig. In der Tabelle ist zu ersehen, dass ich nach
Trainingstagen mit der doppelten Belastung (blau gekennzeichnet)
die Basalrate um 30% bis zum nächsten Morgen reduziert lasse. Dann
war mein Blutzucker zwar leicht erhöht, jedoch wäre es ohne die
Reduktion sicherlich zu einer Unterzuckerung gekommen.
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